1886 - Die Eisenbahn erreicht Appenzell
Das Appenzellerland im Eisenbahnfieber (1875-1912)
Der 28. Oktober 1886 war für den Innerrhoder Hauptort ein grosser Tag. Zum ersten Mal traf die Eisenbahn von Urnäsch her kommend in Appenzell ein. Die Bevölkerung hatte lange auf diesen Moment warten müssen und verfiel in einen Taumel der Begeisterung. Seit die Schweiz. Gesellschaft für Lokalbahnen (SGL) 1875 die Linie Winkeln-Herisau-Urnäsch eröffnet hatte, hatten sich immer neue finanzielle Probleme aufgetürmt. Lange Zeit hatte die Weiterführung der Strecke nach Appenzell in Frage gestanden. Letztendlich kam sie nur dank des privaten finanziellen Engagements führender liberaler Kreise zustande. Der Bau von Eisenbahnen bildete damals nicht zuletzt eine Frage der Weltanschauung. Während die auch in Innerrhoden einflussreichen Liberalen glühende Bahn-Verfechter waren, standen die Konservativen dem neuen Verkehrsmittel skeptisch gegenüber.
Im Eisenbahnfieber, das nun im Appenzellerland ausbrach, kam eine Vielzahl von Bahnprojekten zur Prüfung. Nur ein Teil aber fand Verwirklichung. 1889 eröffnete die Appenzeller Strassenbahngesellschaft die Linie St. Gallen-Gais. Diese wurde 1904 bis nach Appenzell verlängert. Zwar unterblieb der Bau einer direkten Bahnlinie von Appenzell nach Altstätten via Eggerstanden. Hingegen nahm 1911 die Altstätten-Gais-Bahn den Betrieb auf. Unter dem Eindruck der 1871 eröffneten Rigibahn stand auch immer wieder das Projekt einer Zahnradbahn auf den Säntis via Seealpsee-Meglisalp-Wagenlücke zur Diskussion. Der massive technische Eingriff in die unberührte Bergwelt rief jedoch den Widerstand konservativer Kreise hervor, die sich nicht von der verheissenen Förderung des Tourismus blenden liessen. Auch die Finanzierung des ambitiösen Werkes liess lange auf sich warten. So konnte erst 1912 die erste Sektion der Säntisbahn mit dem bereits damals elektrisch betriebenen Streckenabschnitt Appenzell-Wasserrauen eröffnet werden. Der Erste Weltkrieg und die nachfolgenden Wirtschaftskrisen verhinderten jedoch die Weiterführung.
Einen bedeutenden Fortschritt brachte die Elektrifizierung, welche 1931 auf der Strecke Appenzell-St. Gallen und 1933 auf der Strecke Appenzell-Gossau zur Verwirklichung kam. 1966-1988 wurden auf der Linie Appenzell-St. Gallen mit einer Ausnahme alle Zahnstangenabschnitte entfernt und die Linienführung entsprechend angepasst. Eine Reihe von Fusionen führte zum Zusammenschluss sämtlicher ursprünglich selbständiger Bahnunternehmen. 1947 fusionierten Appenzeller Bahn und Säntis-Bahn, 1949 St. Gallen-Gais-Appenzell-Bahn (SGA) und Altstätten-Gais-Bahn und 1988 kam es schliesslich zum Zusammenschluss von SGA und Appenzeller Bahn, die sich seither 'Appenzeller Bahnen' nennen. 2006 haben sich diesem Unternehmen auch die Ausserrhoder Gesellschaften Trogenerbahn, Rorschach-Heiden-Bergbahn und die Rheineck-Walzenhausenbahn angeschlossen.