Die neuen Kirchenglocken im "Moritz", 1923
An Weihnachten 2023 wird das Geläute der Pfarrkirche St. Mauritius in Appenzell 100 Jahre alt: Am 24. Dezember 1923 klangen die neuen Glocken erstmals ins Land hinaus.
Auslöser für die Beschaffung des neuen Geläutes war ein Riss in der grossen Männerglocke, der im November 1922 aufgetreten war und den Klang der Glocke massiv beeinträchtigte. Da von Fachleuten von einer Reparatur abgeraten wurde, beschloss die Kirchhöri im März 1923 die Beschaffung eines neuen Geläutes und die Renovation des Kirchturmes. Im Mai 1923 läuteten die alten Glocken zum letzten Mal. Drei der acht Glocken wurden anschliessend per Bahn nach Aarau geführt, wo sie in der Glockengiesserei H. Rüetschi AG eingeschmolzen wurden. Drei Glocken kamen in Kapellen und in die katholische Kirche nach Gais. Die kleine Schutzengelglocke von 1509 gehört zwar nicht zum neuen Geläute, sie wurde aber dennoch in den neuen Glockenstuhl integriert.
Das neue, siebenteilige Geläute der Firma H. Rüetschi AG kam am 12. Dezember 1923 in Appenzell an. Am 17. Dezember erfolgte die feierliche Weihe durch den St. Galler Bischof Robertus Bürkler. Ein Tag später war es der Appenzeller Schuljugend vorbehalten, die Glocken in den Turm hochzuziehen.
Im Rahmen der Turmrenovation im Sommer 1923 wurden nicht nur der Glockenstuhl und der Turmhelm komplett ersetzt, sondern auch die Schallöffnungen des Turmes erneuert und vergrössert. Der junge, damals noch weitgehend unbekannte Künstler Johannes Hugentobler (1897-1955) erhielt vom Kirchenrat den Auftrag, auf der Südseite des Turmes den heiligen Mauritius abzubilden. Entstanden ist ein monumentales, über 11 Meter grosses Fresko des Landespatrons, das bald zu einem Wahrzeichen Appenzells wurde.