Verkehrsberuhigung am Schmäuslemarkt
In einem sechsmonatigen Versuchsbetrieb wurde die Durchfahrt über den Schmäuslemarkt in Appenzell beschränkt. Damit verfolgte das Justiz-, Polizei- und Militärdepartement das Ziel, die Auswirkungen dieser Verkehrsmassnahme zu erheben und zu analysieren. Die gesammelten Daten sind ausgewertet und auf deren Grundlage wird die temporäre Durchfahrtsbeschränkung über den Schmäuslemarkt zwischen 1. Mai und 31. Oktober angeordnet.
Der Schmäuslemarkt in Appenzell gewann in den vergangenen Jahren stark an Attraktivität. Fussgängerinnen, Fussgänger und konsumierende Gäste der Restaurants, Autos beim Durchfahren und beim Ein- und Ausparken, Lieferwagen beim Güterumschlag – sie alle bewegen sich auf engstem Raum. Oft führt dies auch zu Konfliktsituationen.
Seit den frühen 90er-Jahren wurden verschiedenste Lösungsansätze zur Regulierung des Durchgangsverkehrs breit diskutiert. Teilweise wurden Anordnungen für die Verbindung vom Postplatz her über den Schmäuslemarkt durch die Rathausbögen in die Marktgasse erlassen und widerrufen, jedoch nie umgesetzt. Daher entschied sich das Justiz-, Polizei- und Militärdepartement im Dezember 2020 zu einem neuen Anlauf.
In einem sechsmonatigen Versuchsbetrieb wurde die Süd-Nordverbindung vom Postplatz zur Marktgasse von Mai bis Oktober 2021 täglich von 11.00 bis 17.00 Uhr für den motorisierten Verkehr gesperrt. Mit Verkehrsmessungen an der Riedstrasse, Poststrasse und Gaiserstrasse wurden die geänderten Verkehrsströme erfasst. Zudem erfolgten bei verschiedensten Anspruchsgruppen Umfragen und Befragungen zu ihren Wahrnehmungen.
Ergebnis des Versuchsbetriebs
Die Verkehrsmessungen ergaben, dass sich mehr als die Hälfte des motorisierten Verkehrs von der Poststrasse auf die Gaiserstrasse verlagerte. 15% des Verkehrs wich auf die Riedstrasse aus. Das Justiz-, Polizei- und Militärdepartement geht davon aus, dass ein beachtlicher Anteil der verbleibenden rund 125 Fahrzeuge auf die Fahrt von Süden nach Norden verzichtete und im Raum Postplatz parkierte. Andere Fahrzeuglenkerinnen und Fahrzeuglenker stiegen auf das Velo um oder wählten schon in Steinegg die Strecke über die Entlastungsstrasse.
Die Umfragen erfolgten mittels schriftlichen Fragebögen, adressiert an Anwohnerinnen, Anwohner, Grundeigentümerinnen, Grundeigentümer sowie Gastro- und Gewerbebetriebe. Die Anwohnerinnen und Anwohner rund um den Schmäuslemarkt äusserten sich tendenziell befürwortend. Der Grundtenor bei den Grundeigentümerinnen und Grundeigentümern rund um den Schmäuslemarkt und entlang der Marktgasse war positiv oder neutral. Mehrheitlich positive Effekte meldeten auch Gastro- und Gewerbebetriebe im ganzen Dorfzentrum. Einzig bezüglich der wahrgenommenen Anzahl Stammkundinnen und Stammkunden resultierte ein Nettoeffekt von -19%.
In Ergänzung zu den schriftlichen Umfragen wurden die Meinungen von 1’100 Passantinnen und Passanten auf dem Schmäuslemarkt und 68 Fahrzeuglenkerinnen und Fahrzeuglenker auf dem Kanzleiplatz erfasst. Die befragten Passantinnen und Passanten stuften die temporäre Sperrung vorwiegend als positiv oder neutral ein. Dabei störten sich Auswärtige am motorisierten Verkehr mehr als Einheimische. Von den 68 befragten Fahrzeuglenkerinnen und Fahrzeuglenkern befand die Hälfte die Durchfahrtsbeschränkung als gut oder würde diese sogar ausweiten, nur ein knappes Dritte lehnte sie ab. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass lediglich fünf der befragten Fahrzeuglenkerinnen und Fahrzeuglenker den Dorfkern als ihr Ziel nannten.
Nebst den Messungen und Befragungen gab es auch diverse Rückmeldungen von direkt oder indirekt Betroffenen. Die Korporation Stiftung Ried reichte eine Petition mit 551 Unterschriften gegen die temporäre Durchfahrtsbeschränkung ein. Eine weitere Petition mit 750 Unterschriften gegen die Verkehrsanordnung wurde von der IG Dorfkern eingereicht. Insgesamt erfolgten 18 Rekurse gegen den Versuchsbetrieb, jedoch erfolglos. Klar positiv zur temporären Durchfahrtsbeschränkung äusserten sich der Verein Appenzellerland Tourismus AI und eine Gruppe von sieben Gastro- und Gewerbebetrieben am Schmäuslemarkt in ihren Stellungnahmen. Andere Gastro- und Gewerbetreibende brachten eine Begegnungszone T20 als Alternative ins Spiel.
Das Justiz-, Polizei- und Militärdepartement zieht aus dem Versuchsbetrieb «Schmäuslemarkt» ein grundsätzlich positives Fazit. Daher sieht es vor, eine saisonale und zeitliche Durchfahrtsbeschränkung von Mai bis Oktober täglich von 11 bis 17 Uhr definitiv anzuordnen. Die entsprechenden Verkehrsanordnungen werden im Appenzeller Volksfreund in der Ausgabe vom Samstag, 8. Januar 2022, publiziert. Diese sind auch zusammen mit dem detaillierten Bericht zum Versuchsbetrieb online unter www.ai.ch/verkehrsberuhigung abrufbar.
Öffentliche InformationsveranstaltungAm Mittwoch, 12. Januar 2022, 19.00 Uhr, sind interessierte Personen zu einer Informationsveranstaltung in der Aula Gringel, Unterrainstrasse 7, 9050 Appenzell, eingeladen. Saaleinlass ab 18.30 Uhr. Es gelten die aktuellen Covid-Massnahmen (2G und Maskenpflicht, maximal 270 Personen). |