1071 - Gründung der Pfarrei St. Mauritius Appenzell
Besiedlung des Appenzellerlandes seit der Zeit des heiligen Gallus
Bis ins frühe Mittelalter war das Appenzellerland nicht dauernd besiedelt. Dichte Wälder bedeckten Hügel und Täler. Als der Heilige Gallus im Jahr 612 ins St. Galler Hochtal kam, fand er selbst dort nichts als Wildnis vor und gründete in dieser Einsamkeit eine Einsiedelei. Aus dieser entstand 719 das Kloster St. Gallen, welches für die nächsten Jahrhunderte die Entwicklung der benachbarten appenzellischen Gebiete entscheidend mitbestimmte. Im Verlaufe des 8. Jahrhunderts nach Christus setzte allmählich die Besiedlung der Appenzeller Hügellandschaft durch alemannische Familienverbände ein. Diese rodeten Wälder und machten den Boden urbar. Ältester appenzellischer Ortsname ist 'Suweinperac', der heutige Weiler Schwänberg bei Herisau. Er wurde 821 in einer Urkunde des Klosters St. Gallen erstmals schriftlich festgehalten. Dann folgten die Siedler den Flussläufen von Urnäsch, Sitter und Rotbach immer weiter nach Süden und drangen wohl im 10. Jahrhundert in den Talkessel von Appenzell vor.
Treibende Kraft hinter der Siedlungsbewegung war das Kloster St. Gallen. Landesausbau bedeutete Herrschaft über Ländereien und Menschen und damit letztlich Wohlstand und Macht für das aufstrebende Stift. Auch die Bauern rund um Appenzell waren von den St. Galler Äbten mit der Urbarmachung betraut worden. In 'Abbacella', wie man damals sagte, befand sich ein Kellerhof des Klosters, dem sie ihre jährlichen Abgaben an Feldfrüchten und Nutztieren zu entrichten hatten. Als die Bevölkerung merklich angewachsen war, stiftete Abt Norbert von St. Gallen im Jahr 1071 in Appenzell eine Pfarrkirche, die dem heiligen Mauritius geweiht war. Eine Abschrift der Stiftungsurkunde findet sich im Messbuch der Pfarrei, das um 1165 vermutlich von St. Galler Mönchen geschrieben wurde. Das sogenannte 'Appenzeller Missale' ist das älteste Dokument überhaupt, welches im Innerrhoder Landesarchiv aufbewahrt wird.