Erste Ergebnisse zum Projekt «älter werden in Oberegg»
Das Gesundheits- und Sozialdepartement und der Bezirk Oberegg analysierten im Projekt «älter werden in Oberegg» die bestehenden Angebote, die Entwicklung der Altersversorgung und die künftigen Bedürfnisse der Oberegger Bevölkerung in Bezug auf die Pflege und Betreuung im Alter. Aufgrund der Resultate werden das Gesundheits- und Sozialdepartement und die Beteiligten das Projekt weiterführen und die künftige stationäre Versorgung prüfen sowie festgestellte Lücken in der ambulanten Betreuung schliessen. Zu den Resultaten und zum weiteren Verlauf ist im Januar 2023 eine öffentliche Informationsveranstaltung in Oberegg geplant.
Das Gesundheits- und Sozialdepartement startete das Projekt «älter werden in Oberegg» im August 2021. Anlass dazu gaben die sich wandelnden Anforderungen in der Altersversorgung und die damit einhergehenden veränderten Bedürfnisse der zukünftigen Altersgeneration.
Schweizweit kann festgestellt werden, dass ältere Personen immer später in Alters- und Pflegeheime eintreten. Deren Betreuung ist zeitintensiver, die Anforderungen an die Pflege sind vielschichtiger und komplexer geworden. Diese Entwicklung zeigt sich auch im Alters- und Pflegeheim Torfnest in Oberegg. So hat sich dieses in den letzten Jahren von einem Altersheim zu einem Pflegeheim mit zunehmend anspruchsvollerer Betreuung und Pflege verändert. Entsprechend dieser Entwicklung wurde das Heim im Juli 2019 als Pflegeinstitution anerkannt und in die Pflegeheimliste des Kantons aufgenommen. Damit kann sichergestellt werden, dass Personen im Torfnest in allen Pflegestufen fachkompetent gepflegt werden können.
In der Projektanalyse wurde der Frage nachgegangen, wie die langfristige stationäre Langzeitpflege in Oberegg sichergestellt werden kann und ob Lücken in der ambulanten Versorgung bestehen.
Mit verschiedenen Fachpersonen der vor Ort aktiven Altersorganisationen sowie dem Bezirksrat Oberegg fanden Workshops statt. Die Oberegger Bevölkerung ab dem 60. Altersjahr wurde mittels Fragebogen befragt. Ziel war es, Lücken in der Altersversorgung zu eruieren und erste Visionen für die zukünftige Altersversorgung zu entwickeln. Mit dem Abschluss dieses ersten Teils des Projekts liegen auch erste Ergebnisse vor.
Mit der Spitex Vorderland, der Pro Senectute, dem Alters- und Pflegeheim Torfnest dem Hospizdienst, der Hausarztpraxis im Dorf, dem Betreutem Wohnen Drei König und den umliegenden Heimen hat Oberegg eine gute Altersversorgung. Einige Lücken sind aber dennoch vorhanden wie zum Beispiel bei Angeboten für Menschen mit Demenz oder Tages- und Nachtstrukturen. Ausserdem fehlt es an einem Betreuungsangebot und Nachtdienst zuhause, welche einen längeren Verbleib in den «eigenen vier Wänden» ermöglichen würden. Ein zentrales Wohnangebot im Dorf für Menschen mit erhöhtem Pflegebedarf gibt es aktuell nicht.
Aus der Befragung der Oberegger Bevölkerung 60+ ging hervor, dass die allermeisten Personen gerne am gleichen Ort wohnen bleiben möchten oder in einer selbstbestimmten Wohnform. Dabei sind besondere der öffentliche Verkehr, die zentrale Lage und «eigene vier Wände» wichtig. Pflegeunterstützung zuhause, medizinisches Angebot und Haushaltshilfe für den Alltag waren die Top drei der wichtigsten Hilfsangebote. Zusammenfassend kann aus den Ergebnissen abgeleitet werden, dass in der zukünftigen Versorgung eine besonders ausgebaute ambulante Hilfe sowie das selbstständige zentrale Wohnen für die Bevölkerung wichtig sind. Die Befragung zeigte ebenfalls, dass das Alters- und Pflegeheim Torfnest als dorfeigenes, aber dezentrales Heim aktuell ausserkantonalen Heimen nicht vorgezogen wird. Mehrere Bemerkungen in den Befragungen und die Diskussion unter den Fachpersonen lassen den Schluss zu, dass das Torfnest aufgrund der Lage und der Infrastruktur vermutlich langfristig den veränderten Bedürfnissen nicht mehr gerecht werden kann.
In beiden Workshops konkretisierte sich die Vision, keinen klassischen Pflegeheimneubau anzustreben und auch nicht alle Pflegeheimplätze ausserkantonal zu vergeben, sondern eigene Wohnformen mit erhöhter Pflege und Betreuung umzusetzen. Dies in Form von betreuten Pflegewohnungen im Zentrum von Oberegg. Ziel ist es, dass die Oberegger Bevölkerung vom leichten bis zum hohen Pflegebedarf in Oberegg gut umsorgt und gepflegt werden kann. Damit dem Wunsch, möglichst lange zuhause zu bleiben, entsprochen werden kann, ist es ebenfalls nötig, das ambulante Angebot breit zu stärken.
In den kommenden 12 Monaten werden das Gesundheits- und Sozialdepartement und der Bezirk Oberegg zusammen mit den verschiedenen Leistungserbringerinnen und -erbringern in der Region die Umsetzbarkeit von betreuten Pflegewohnungen im Dorf und eine Stärkung der ambulanten Angebote prüfen. Das Projekt «älter werden in Oberegg» wird voraussichtlich im Januar 2023 im Rahmen einer öffentlichen Informationsveranstaltung in Oberegg vorgestellt.